by Imke Albrecht

Lichtinstallation im Treppenhaus im Kinderspital Zürich

Das neue Kinderspital in Zürich gibt es nun schon seit seit mehr als einem halben Jahr. Ich selber war aber erst letztens im Rahmen einer Hebammenfortbildung  persönlich dort.

Zum ersten Mal.

Und war berührt. 

Mein erster Besuch im Kinderspital

Ich meine nicht den coolen, runden Forschungsbau. Sondern ich war im Aktuspital. So wie Eltern und Kinder das Spital bei Krankheit oder Unfall kennenlernen. 

Als Hebamme habe ich keine Ahnung von Architektur und will keine Architekturkrititk schreiben. Das steht mir nicht zu. Auch will ich mich nicht auslassen über ausufernde Kosten, Schwierigkeiten der Finanzierung oder über mögliche Kritik an „Stararchitekten“.

Ich will erzählen, wie dieser Besuch auf mich gewirkt hat.

Ich fühle Architektur. Wie jeder Mensch. Und ich spüre, das da etwas ganz wunderbar gelungen ist. 

 

Unsere Erfahrung mit dem alten Kispi

Selber Mutter eines Jungen war ich in den vergangenen 17 Jahren mit etlichen Bike- und Snowboardunfällen und einigen ernsteren Erkrankungen Patient oder vielmehr Angehörige im alten Kispi. 

Immer dankbar ob der grossartigen Medizin und der liebevollen, menschlichen Behandlung. 

Menschen heilen. Es kommt auf die Menschen an. Auf ihre Kompetenz und mindestens genauso sehr auf ihre Menschlichkeit. 

Das weiss ich als Hebamme nur zu gut. Und als Hebamme habe ich die meiste Zeit meiner Gebärsaaltätigkeit in Bauten der 70er Jahre zugebracht. 

Fragt man meinen Sohn nach seinen Erinnerungen an die Kispi Aufenthalte, dann scheint am meisten die innere Zerissenheit, sich zwischen Schoggi- und Erdbeernarkosen nie entscheiden zu können, im Vordergrund zu stehen. Danach kommt ein missglücktes Fädenziehen.  Die Architektur des alten Kispis erwähnt er nicht. 

Ich dagegen erinnere den Bau. Es war beengend, alt, mit einigem Bemühen trotzdem kindgerecht gemacht. Ich erinnere Nächte neben meinem Sohn auf einem Beistellbett in einem Zimmer mit zu vielen Kindern und zu vielen Begleitpersonen. Eine Nacht bin ich mit meinem Klappbett auf den Balkon geflüchtet. Die Aussicht über Stadt und See immerhin war spektakulär 

Die Architektur

Der Besuch im neuen Kispi übertrifft meine Erwartungen. 

Von Aussen erinnert der flache Holzbau mit den schiefen Dächern an ein Feriendorf. Nichts Imposantes, Bedrohliches oder Einschüchternes, nichts Steriles ist da. 

Der Eingangsbereich ist freundlich und die grossen Tore sehen aus als könnte man sie wie bei einer Burg aus einem Kinderbuch schliessen. 

Der Innenhof vor dem Eingang ist schön und  ein bisschen wild. Die Marmorskulpturen-Hasenohren sind herzig.

Dann ist man drin. Und ich finde es super. Die Atmosphäre ist modern ohne klinisch zu sein. Freundlich ohne kindisch zu sein. Der Materialmix aus Holz, Beton und Glas ist einfach schön. Warm. 

Die Räume sind hoch und weit, man fühlt sich weder verloren noch erschlagen. Sondern geborgen, willkommen und sofort in guten Händen. Ich schaue mich um, orientiere mich und sehe sofort Dinge, die mich neugierig machen und die ich mir anschauen möchte.

Kunst im Kinderspital

Wie schön Treppen sein können!

Die Lichtinstallation im Treppenhaus zieht meine Blicke und mich damit an. 

Es ist ein Spital. Eindeutig. Und kein Museum oder Spielplatz. Aber diese Kunstinstallationen  wie die von Roman Signer sind toll. Man will sich die roten Kajaks, die in einem der Innenhöfe vom Himmel zu hängen scheinen durch die Holzlamellen anschauen. Ich kann mir vorstellen, wie Eltern mit ihren Kindern darüber diskutieren können. Wieso hängen da Kajaks…. Das mag ein bisschen ablenken von dem ja eher unangenehmen Grund, warum man da ist oder auch immer wieder kommen muss. 

Es macht neugierig durch den langen Gang zu laufen und die verschieden gestalteten Innenhöfe anzuschauen, in die die Patientenzimmer der oberen Stockwerke offenbar Sicht haben. 

Ein bisschen habe ich das Gefühl, gleich fliegt ein Weihnachtsbaum aus einem Fenster. Nordisch freundlich ist es. 

Schöne Details hat es überall. Bei weitem habe ich nicht alles gesehen und auf der Homepage nach meinem Besuch lese ich staunend wie gross das medizinische Angebot ist. Umso toller und erstaunlicher, dass nicht der Eindruck entsteht von Unübersichtlichkeit. 

Ich möchte teilen, was ich fühle

Ich mache ein paar Fotos und lade sie in meine Chats für meine Kurse Schwangerschaftsyoga, Rückbildung und Geburtsvorbereitung hoch. Ich möchte, dass „meine Familien“, die ich als Hebamme betreue auch dieses Gefühl bekommen, was ich gerade habe. 

Ich möchte vermitteln, dass sie in guten Händen sind.

Die erste Station, die sie als werdende Eltern durchlaufen, sind die Gebärkliniken der Stadt. Im alten Triemli Gebärsaal war ich 10 Jahre lang Teil dieses Gesundheitssystems.

Alle Eltern werden mit ihren Kindern früher oder hoffentlich später und dann  hoffentlich mit nichts schlimmeren als einem Armbruch mal ins Kinderspital kommen. 

Als „first time parents“ mag das beängstigend erscheinen. In meinen Geburtsvorbereitungskursen und meiner Arbeit allgemein versuche ich immer realistisch vorzubereiten. Alles kann sein und alles kann passieren: Kaiserschnitte, Saugglockengeburten. Und später im Leben mit den Kindern auch Krankheiten oder Unfälle. Das ist so und gehört nun mal dazu. Aber wir sind privilegiert. Wir haben dieses Netz aus Institutionen für uns und unsere Kinder. Und dieses Netz ist so gut und dicht, fängt auf und trägt wie es leider nicht überall auf der Welt ist. 

Die Architektur im Kinderspital verkörpert das, nimmt Angst, macht leichter, was schwer ist, lenkt ab, macht lachend und nimmt trotzdem ernst. Und hilft dabei, zu heilen. 

Begeisterung und Dankbarkeit

Begeistert war ich nach meinem Besuch. Und ganz bewegt, weil ich ganz stark gefühlt habe: Dankbarkeit. Für die Medizin. Aber auch, in einem System zu leben zu können, was auch die Mittel hat, so eine Architektur zu ermöglichen, die Teil eines Lebensgefühls sein darf. 

Mein Sohn und wir als Eltern werden das neue Kispi nicht mehr erleben. Bei seinem letzten Besuch im Februar 2024 war er schon irritierenderweise grösser und kräftiger als die meisten der Pflegenden und Ärztinnen. Grad neulich ist er im USZ operiert worden. Im USZ mit seiner in die Jahre gekommenen Architektur. Geblieben sind einmal mehr Kompetenz und Menschlichkeit. Es sind Menschen, die heilen. 

Aber Architektur hilft heilen. 

 

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