by Imke Albrecht

Seit einigen Jahren wird empfohlen, dass werdende Eltern sich in der Schwangerschaft gegen Pertussis impfen lassen.
Ich werde als Hebamme in meinen Geburtsvorbereitungskursen oft gefragt, ob ich die Pertussisimpfung empfehle oder nicht.
Was ist Pertussis?
Pertussis ist der Fachbegriff für Keuchhusten. Ich selber habe diese Krankheit noch nie persönlich oder in einer Familie erlebt. Aber Haus- und Kinderärzte erleben sehr wohl Krankheitsfälle.
In den Jahren 2012 bis 2017 wurden jährlich 40 Säuglinge/Jahr im Krankenhaus wegen Pertussis stationär behandelt. Zu Covid Zeiten ist die Anzahl Erkrankungen auf einen Tiefstand gesunken, 2024 wird nun wieder ein Anstieg der Fälle vom BAG gemeldet.
Anders als normaler Husten können die Verläufe bei Pertussis/Keuchhusten sehr kompliziert sein, mit quälendem, erstickungsähnlichen Anfällen. Komplikationen wie Lungenentzündungen, Krampfanfälle und Hirnschädigungen werden vor allem bei Säuglingen beschrieben.
Empfohlenes Impfschema bei Babys
Als Eltern wird euch empfohlen, eure Babys im Alter von 2 Monaten, 4 und 12 Monaten zu impfen. 2 weitere Auffrischimpfungen dann im Schulalter.
Ab der 2. Impfung, also nach dem 4. Lebensmonat, gelten Säuglinge als geschützt.
Im Umkehrschluss sind Babys in den ersten 4 Lebensmonaten noch nicht geschützt.
Um diese Zeit zu überbrücken wird seit einigen Jahren empfohlen, dass ihr werdenden Eltern euch bereits in der Schwangerschaft impfen lasst.
Eltern gelten als häufigste Überträger für Kinder. Die meisten von uns Erwachsenen sind als Kinder, Jugendliche und vielleicht junge Erwachsene geimpft worden. Wenn ihr in eurem Impfbuch nachschaut, dann müsst ihr nach dem Aufkleber „Boostrix“ schauen. Das ist die Impfung, die u.a. gegen Pertussis schützt. Weitere Krankheiten, die die Impfung umfasst sind: Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphtherie. Der Impfschutz baut sich mit den Jahren ab. 10 Jahre nach der letzten Impfung gilt man als ungeschützt.
Pertussis Impfung von Eltern in der Schwangerschaft
Werdende Väter sollen sich impfen lassen; der Impfschutz gilt dann für die nächsten 10 Jahre als ausreichend. Die Impfung muss für Männer bei weiteren Schwangerschaften in diesem 10 Jahreszeitraum nicht wiederholt werden.
Werdenden Müttern wird empfohlen, sich in jeder Schwangerschaft impfen zu lassen, weil die Antikörper über die Plazenta zum Kind gehen und dem Kind damit in den ersten Monaten einen sehr guten Schutz geben, bis das Baby dann selber einen eigenen Impfschutz nach der 2. Impfdosis aufbaut.
Der empfohlene Zeitpunkt der Impfung gegen Pertussis in der Schwangerschaft ist das 2. Trimenon, also die 13.-26. SSW. Später geht natürlich auch, aber um auch mögliche Frühgeburten zu schützen, wird das 2. Trimenon empfohlen. Eine Impfung bis 2 Wochen vor der Geburt gilt als ausreichender Zeitraum, damit genügend Antikörper von der Mutter zum Kind gehen.
Lassen Eltern sich im Wochenbett impfen, dann ist das natürlich insofern gut, weil Eltern dann als Überträger ausscheiden. Hat das Baby jedoch in der Schwangerschaft über die Mutter Antikörper erhalten, ist es auch vor anderen erkrankten Personen geschützt.
Wie geht man mit ungeimpften Personen um?
In meiner Praxis als Hebamme habe ich schon einige Mal gestresste Eltern erlebt, die sich gesorgt haben, weil z.B. ihre Eltern zu Besuch gekommen sind und selber keinen gültigen Impfschutz mehr hatte.
Was tut man dann? Dürfen Grosseltern und anderen Verwandte und Freunde nur Kontakt zum Baby haben, wenn sie sich impfen lassen? Meiner Ansicht nach ist es tolerabel, wenn Personen keine Krankheitszeichen haben und umso mehr, wenn das Baby durch die Impfung der Mutter in der Schwangerschaft laut BAG zu über 90 % als geschützt gilt.
Mein Fazit
Ja, ich empfehle die Impfung gegen Pertussis in der Schwangerschaft, weil mich die Argumente überzeugen. Der Impfstoff wird von der SGGG als sicher eingestuft.
Impfungen sind für einige Eltern ein heikles Thema. Warum soll es euch leichter gehen als allen anderen vor euch. Ich selber habe mich bei meinem Sohn als Baby anfangs sehr mit dieser Verantwortung beschäftigt. Da ich weder bei unserem Sohn noch bei anderen Kindern persönlich jemals ernstere Impfreaktionen erlebt habe, die über die üblichen Reaktionen wie Schläfrigkeit, Weinerlichkeit oder meist leichtes Fieber hinaus gehen, folge ich in aller Regel den allermeisten Empfehlungen der kinderärztlichen Vereinigung. Sollte ein Elternpaar sich nicht hat impfen lassen, würde ich das auch nicht dramatisieren und nach dem Prinzip „kein Kontakt zu Menschen mit offensichtlichen Krankheitszeichen“ handhaben.
Hier könnt ihr über die Links die Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit, BAG, und der SGGG, der Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe nachlesen. Und hier noch die Empfehlungen der Schweizer Kinderärzte,
Als Hebamme und Stillberaterin im Wochenbett erlebe ich ganz viele Eltern, die im Bedürfnis alles perfekt machen zu wollen, über das Ziel hinaus schiessen. Oder schlicht vor lauter kontroversen Antworten den Wald vor Bäumen nicht mehr sehen. Das Thema „Sterilisieren“ ist so ein kleines Beispiel, an dem ich oft denke, dass eure Ressourcen wie Geld
Eine Saugglocke könne die Form des Babyköpfchens verändern- diese Sorge oder dieser Mythos poppt in meinen Geburtsvorbereitungskursen hier in Zürich immer wieder auf. Das ist natürlich ein beängstigender Gedanke für werdende Eltern kurz vor der Geburt! Ist da etwas Wahres dran oder warum wird das so hartnäckig erzählt. Saugglocke kann nicht die Form des Köpfchens verändern!
Saugverwirrung, Trennung von Mutter und Kind wegen einer medizinischen Behandlung des Babys.... Jenny hat das bei ihrem ersten Kind erlebt und hat sich vor der Geburt ihres 2. Sohnes mit mir über ihre Stillerfahrungen ausgetauscht und wir haben Strategien überlegt, was sie dieses Mal anders machen will.