by Sara Fischer Gemeinsam gebaeren

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Was sind Gründe für das Stillen und was spricht dagegen?

Für viele Frauen ist das Thema von vornherein klar. Andere wägen für sich ab: Was sind für mich die Gründe für das Stillen? Und wie wäre die Alternative?

Ich bin in den 70er Jahren geboren und bin selber nicht gestillt worden. Das war damals nicht so verbreitet und wurde weder besonders gefördert noch unterstützt. In den letzten Jahren ist das Stillen in den Spitälern und von Hebammen Zuhause dagegen sehr gefördert worden. Vielleicht sogar zu sehr. Ich kenne viele Frauen, die unsere eigentlich gut gemeinte Stillförderung als Zwang empfunden haben. Die das Gefühl hatten, sie wären eine Rabenmutter, wenn sie nicht stillen. So soll das ja nicht sein.

Stillen kann wunderschön sein. Ich selber habe eine schöne und mit über 2 Jahren auch  eine sehr lange Stillzeit mit meinem Sohn  erlebt, die wir beide sehr genossen haben.

Aber stillen kann auch kompliziert, schmerzhaft und mühsam sein.  Oder man kann es einfach so nicht wollen. Und dann gibt es heute gute Kindernahrung, mit der man sein Kind füttern kann.

Das spricht dafür:

Gründe für das Stillen gibt es viele:

• Das Stillen kann man nur mit seinen Kindern in einer sehr kurzen Lebensphase erleben. Das kann eine wunderschöne, verbindende Erfahrung sein, die die Bindung zwischen Mutter und Kind weit über die Stillzeit hinaus fördern kann. Aber nicht muss! Es kann sogar der Beziehung hinderlich sein, wenn man nur aus Zwang stillt.

• Es kann eine Frau mit Stolz erfüllen, ihr Baby gestillt zu haben; es kann die eigene weibliche Wahrnehmung positiv beeinflussen und evtl. mit dem eigenen Körper versöhnen. Aber auch das gilt selbstverständlich nicht für alle Frauen. Es gilt die individuell passende Lösung zu finden.

• Die Zusammensetzung der Milch passt sich den Bedürfnissen der Kinder an. Das Kolostrum der ersten Tage ist perfekt für das Neugeborene geeignet. Die reife Muttermilch variiert den Fettgehalt während einer Mahlzeit: am Anfang kommt das wichtigste, nämlich Flüssigkeit und Glucose, zuerst. Nach paar Minuten steigt dann der Fettgehalt an.

• Die Muttermilch enthält Antikörper gegen eine Vielzahl an Infektionskrankheiten, wie Darm- und Atemwegsinfektionen, Mittelohrentzündungen, weshalb gestillte Kinder weniger häufig erkranken. Das ist volkswirtschaftlich tatsächlich darstellbar und u.a. deshalb setzen viele Krankenkassen mit dem „Stillgeld“ einen finanziellen Anreiz zum Stillen.

• Stillen senkt statistisch das Risiko der Kinder, an Allergien und Diabetes  zu erkranken. Gestillte Kinder haben seltener im späteren Leben Übergewicht. interessanterweise nehmen gestillte Kinder oft in den ersten Monaten rascher zu als Flaschenkinder.

• Stillen fördert die Rückbildung.

Stillen verbraucht ca. 500 Kalorien/Tag, viele Frauen nehmen dadurch schneller ab. (Eine Minderheit an Frauen nimmt aber dabei zu, weil ihnen dasStillen so viel Appetit macht. Der Vollständigkeit halber sei das erwähnt.)

• Stillen ist billig, zumindest kostet die Muttermilch nichts.

• Stillen ist praktisch, man hat die Milch immer dabei, immer in der richtigen Temperatur und Menge.

• Man muss die Milch nicht einkaufen, nicht zubereiten und nichts abwaschen.

• Bei Frauen, die gestillt haben, sinkt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Und das spricht dagegen:

• Grund genug ist, wenn ihr Frauen nicht stillen wollt. Ohne Angabe  von Gründen.

• Stillen ist am Anfang häufig mühsam zu erlernen.

• Es gibt eine Reihe an Komplikationen, wie wunde und schmerzhafte Brustwarzen, zuviel oder zuwenig Milch, Brustentzündungen etc. Diese Komplikationen können sehr belastend sein und es kann die Beziehung zwischen Mutter und Kind negativ beeinträchtigen.

• Frauen sind durch das Stillen zeitlich und räumlich gebunden.

• Nahrungseinschränkungen wie der Verzicht auf Alkohol, viel Kaffee und schwarzen Tee bleiben bestehen.

• Es ist keine Arbeitsteilung zwischen den Eltern möglich. Das nächtliche Stillen kann anstrengend für die Frauen sein.

• Der Vater hat es am Anfang schwerer, eine gleich enge Beziehung zum Baby aufzubauen, solange es noch gestillt wird. Oder anders gesagt: Für den Vater ist es eine sehr schöne Erfahrung, wenn er als Bezugsperson gleichwertig ist wie die Mutter. Man kann aber auch in stillenden Familien einen „Papa Schoppen“ einführen, so dass der Vater z.B. 1/Tag oder alle paar Tage abgepumpte Muttermilch füttert. Das empfehle ich sogar manchmal, wenn man darauf angewiesen ist, dass das Baby in der Fremdbetreuung nach 4 Monaten per Flasche gefüttert wird.

• Als Eltern hat man weniger Kontrolle, wie viel das Kind an der Brust getrunken hat. Das beste Mass neben der adäquaten Gewichtszunahme sind die Anzahl der „Pipi-Windeln“. Was raus kommt, muss auch erst mal reingekommen sein….

• Stillen in der Öffentlichkeit kann für einige Frauen unangenehm sein. Leider gibt es immer wieder Mütter, die dabei irritierte oder ablehnende Blicke ernten oder (kaum zu glauben, aber wahr) aus Restaurants verwiesen werden.

• Eine  Geburt und die Umstellung auf den Alltag mit dem Neugeborenen brauchen viel Energie. Wenn dann noch Stillprobleme hinzukommen, bringt das viele Frauen an die Grenze ihrer Kräfte.

Unabhängig wie viele gute Gründe für das Stillen oder eben dagegen sprechen: es muss sich für euch richtig anfühlen, was ihr tut. Mutter und Kind sind nach der Geburt weiter eine Einheit. Das Wohl des Babys hängt entscheidend vom Wohl der Mutter ab.

Es gibt Gründe für das Stillen und dagegen. Aber natürlich gibt es auch viele Frauen, die würden so gerne stillen und es klappt aus verschiedenen Gründen nicht. Abschliessend muss ich als Stillberaterin auch noch einmal sagen: NICHT alle Frauen, die so gerne stillen wollen, können das auch. Aber das ist mal ein anderes Thema.

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