by Imke Albrecht

Epi-No Gerät mit Tasche und Karton

Dammvorbereitung ist in jedem Geburtsvorbereitungskurs ein grosses Thema. Und das Epi No Gerät wird seit vielen Jahren zur Dammvorbereitung diskutiert.

Was ist die Idee des Epi-No Geräts?

Das Epi-No-Gerät ist von einem deutschen Gynäkologen in den 1970er Jahren entwickelt worden, der in Afrika beobachtet hat, wie sich Frauen mit Kalebassen-Kürbissen unterschiedlicher Grösse den Damm vorbereiteten. Er war beeindruckt, wie durch diese Vorbereitung  in der Schwangerschaft Verletzungen reduziert wurden oder der Schwergrad geringer war.

Den Damm durch Dehnung in der Schwangerschaft auf die Geburt des Babyköpfchens vorbereiten. Darum geht`s hauptsächlich. Aber den Damm gegen den Widerstand des Ballons auch zu trainieren, zu kräftigen und gleichzeitig die Muskelfasern auf die ungewöhnlich starke Dehnung in der Grösse des Kopfes elastisch zu verlängern. Das all dies gleichzeitig möglich ist mit so einem simplen Gerät, finde ich wirklich immer noch sehr überzeugend.

Dieser Artikel soll aber in keiner Weise die Firma Epi-No bewerben. Seit einigen Jahren gibt es ein Konkurrenzprodukt, was nach dem genau gleichem Prinzip funktioniert und deshalb auch genau gleich empfehlenswert ist. Der Name dieses Vaginaltrainers ist „Aniball“. Es liegt mehr an meinem Loyalitätsgefühl und dem Respekt vor der Idee, das ich das Original häufiger erwähne. Das Konkurrenzprodukt ist dagegen ein klein wenig günstiger. (Aber hätten sie mich bei der Namenswahl gefragt, hätte ich vor „Aniball“ auf jeden Fall abgeraten.)

Durchführung

Egal welches Gerät man benutzt, der  Ballon ist „der Kürbis“. Man führt ihn bis zur Hälfte in die Scheide ein, verschliesst das Ventil und pumpt den Ballon ein bisschen auf, bis man eine Dehnung spürt. Nicht übertreiben! Zum Einführen braucht es ein Gleitgel! Ein Öl reicht nicht aus.

Ihr trainiert und kräftigt Eure Muskulatur, indem Ihr den Ballon mit eurer Beckenbodenmuskulatur sanft zusammendrückt. Ein gut trainierter Beckenboden heilt und erholt sich nach der Geburt besser. Auch fällt es Frauen nach der Geburt deutlich leichter Beckenbodentraining zu machen, wenn ihnen die Arbeit mit dem Beckenboden vertraut ist.

Auch muss man sich nicht sorgen, dass ein wenig Beckenbodentraining den Beckenboden für das Baby zu einem unüberwindbaren Hindernis macht. Diese Sorge höre ich immer wieder. Wirklich unbegründet.

Die Atmung mit dem Epi-No

Folgende Atmung empfehle ich beim Training mit dem Epi-No:

Einatmung durch die Nase, den Ballon dabei leicht mit der Beckenbodenmuskulatur zusammendrücken, gedanklich bis 4 zählen.

Ausatmung durch den Mund, hörbar auf „sch“, „pffff“ , „aaaa“, oder einen anderen Laut ausatmen, die Beckenbodenmuskulatur entspannen. Den Ballon also nicht zusammendrücken, sondern den Ballon das Gewebe dehnen lassen.

Nach 10 Minuten lasst Ihr den Ballon aus eurer Scheide herausgleiten. Das simuliert die Geburt des Köpfchens. Da der Ballon leicht konisch geformt ist, dehnt er beim Herausgleiten den Damm noch ein bisschen mehr.

Irritiert?

Wen die beschriebene Atmung irritiert: sehr gut! Dann macht ihr höchstwahrscheinlich Pilates oder ihr spielt Tuba oder kennt euch sonst mit der Zwerchfellatmung aus.

Normalerweise beschreibt man eher mit der Ausatmung die Anspannung von Beckenboden und Bauchmuskulatur.

Und mit der Einatmung wird empfohlen, den Beckenboden zu entspannen ebenso wie die Bauchdecke, die durch den Druck des Zwerchfells die Bauchorgane nach unten und nach vorne schiebt.

In der Geburtsvorbereitung ist es aber ausnahmsweise andersrum.

Warum? Weil ich als Hebamme wichtig finde, dass ihr euch auf die Kopfgeburt vorbereitet. Und da geht es drum, mit der Ausatmung den Beckenboden zu entspannen, dem Baby allen Raum zu geben, loszulassen und mit der benötigten Kraft eurer Bauchmuskeln mitzuschieben. Deshalb.

In meinem  Rückbildungskurs üben wir das dann immer und immer wieder richtig rum. Aber im Schwangerschaftsyoga und im Geburtsvorbereitungskurs halt eben so:

Ausatmen= ready to let go für das Köpfchen.

Wann mit dem Training beginnen?

Da das Training mit dem EpiNo Gerät den Damm stärker dehnt als die Massage, sollt ihr erst ab 3 Wochen vor dem errechneten Termin mit dem Epi-No beginnen.

Ab 37+0 SSW, am besten jeden Tag und 10- 15 Minuten. Ihr werdet feststellen, dass Ihr den Ballon jeden Tag ein bisschen mehr aufpumpen könnt. Dabei muss der Ballon nicht wirklich die Grösse des Babykopfes erreichen. Aber mit jedem Mal reduziert sich die Differenz, die euer Körper dann am Tag der Geburt noch leisten muss.

Damm- und Scheidenrisse bei der Geburt sind seltener. Aber natürlich ist das keine Garantie! Sondern nur ein Verschieben von Wahrscheinlichkeiten.

Ich empfehle das Heublumensitzbad vorweg wie bei der Dammmassage.

Meine persönliche Erfahrung mit dem Epi-No

Als Hebamme lag mir die Dammmassage ursprünglich näher als das Epi-No Gerät. 5 Wochen vor der Geburt habe ich mit der Dammmassage begonnen. Ich bin allerdings gar nicht gut damit zurecht gekommen. Mir war das sehr unangenehm und ich konnte mich nicht überwinden, dass regelmässig zu machen.

Ab 37+0 SSW habe ich dann begonnen täglich 10-15 Minuten mit dem Epi-No zu trainieren. Und das war viel eher meine Methode. Ich fand es sehr eindrücklich, wie schnell mein Damm elastischer geworden ist. Und ich habe die tägliche halbe Stunde (inklusive Heublumensitzbad) genutzt und genossen, um mich auch mental auf die Geburt vorzubereiten.

Ich habe die oben beschriebene Atmung gemacht, ich habe mir überlegt, woran ich denken will bei der Geburt, ich habe das Loslassen der Beckenbodenmuskulatur geübt…

Mir hat diese Art Auseinandersetzung mit meinem Körper und mit der mentalen Arbeit geholfen, Vertrauen und Zuversicht wachsen zu lassen.

Mein Sohn ist dann einen Tag nach dem errechneten Termin auf die Welt gekommen. Obwohl man die Geburt am Ende mit einer Saugglocke beenden musste, ist mein Damm intakt geblieben. Diese persönliche Erfahrung ist Teil dessen, warum ich das Konzept von Epi-No und Aniball empfehle.

Aber man muss das selbstverständlich nicht tun!

Kritische Stimmen

Es gibt natürlich nicht nur positive Stimmen, wenn man das Internet zum Thema Epi-No befragt.

Allem vorweg: Der Preis für diese Geräte nimmt einen auch nicht gerade positiv ein. Um die 80 CHF scheint für so ein bisschen Ballon recht teuer. Auf keinen Fall braucht es die teurere Variante mit der Druckanzeige. Die Firma bietet sich da an, das Gerät auch zur Dammstärkung nach der Geburt zu nutzen. So toll ich die Idee vorher finde, so steinzeitlich finde ich sie zur Kräftigung im Wochenbett. Da gibt es so viel bessere Tools, über die ich gerne separat berichte.

Wenn Ihr googelt, werdet Ihr ein paar Kritiken finden, die mich aber wirklich gar nicht überzeugen: es wird oft dem Training mit dem Epi-No entgegnet, dass bei der Geburt eine andere Hormonlage herrscht als beim Training in der Schwangerschaft. Und das der Körper von Natur aus fürs Gebären gemacht ist.

Beidem stimme ich zu. Trotzdem ist meine inzwischen über 20jährige Erfahrung in der Geburtshilfe, Vorbereitung und Rückbildung, dass der Damm  unvorbereitet so viel häufiger und höhergradiger verletzt wird. Davor schützen auch die Hormone bei der Geburt nicht zuverlässig.

Vor jeder sportlichen Herausforderung trainiert man seinen Körper, dehnt die Muskulatur und bereitet seinen Körper langsam darauf vor. Genauso verstehe ich das mit dem Epi-No. Mich überzeugt viel mehr, den Beckenboden langsam zu dehnen und ihm bei der Geburt nur noch eine kleine Steigerung zuzumuten.

Mir erscheint es logischer, die Muskulatur über 3-4 Wochen langsam zu dehnen und die Wahrscheinlichkeit von grösseren Verletzungen zu reduzieren.

Auch die Sorge, dass man den Beckenboden überdehnen kann, teile ich nicht, wenn man das Gerät wie beschrieben benutzt. Ich habe zwar auch schon von Frauen gehört, die sich damit in der Schwangerschaft einen Dammriss zugezogen haben, aber das liegt dann mehr an der Anwenderin als an der Methode.

Ist das Epi-No eine Garantie gegen einen Dammriss?

Nein, das auf keinen Fall! Aber es reduziert die Wahrscheinlichkeit eines Dammriss oder Dammschnitts erheblich!

Es kann aber natürlich sein, dass Euer Kind mit seinen Herztönen gestresst reagiert, so dass man die Geburt am Ende beschleunigen will und einen Dammschnitt macht oder aber, dass man die Geburt mit einem Kaiserschnitt beenden muss. So ist das eben bei der Geburt: man bereitet sich ganz toll vor und muss aber immer offen bleiben, dass es am Ende doch anders kommt.

 

3 Instagram Tips

Gerade eben habe ich ein Instagram Reel aufgeschaltet.

In der Kürze des Formats habe ich mich auf die 3 Tips festgelegt, die ich häufig als fehlend erlebe:

Tip 1: nicht das Gleitgel vergessen! Ansonsten mag es sehr unangenehm auf der Vaginalschleimhaut sein.

Tip 2: man muss das Epi-No mit einer Hand festhalten und es am Rausrutschen hindern, wenn man es aufpumpt. Dass es rausrutschen will, ist ganz normal und der Form geschuldet. Da macht ihr nichts falsch.

Tip 3: macht es zusätzlich zur körperlichen Vorbereitung unbedingt auch zu einer mentalen Vorbereitung! Es wäre schade, die Zeit nicht dafür zu nutzen. Fokussiert euren Safe Space, rezitiert eure Affirmationen und „verankert“ das mit euren Triggern wie Musik, Duft etc.

All das besprechen wir im Kurs. Freu mich auf euch!

 

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